Aus der Schulchronik

Zusammengestellt von Franz-Josef Ferber (erstellt: 1986)

Im August 1892 begann Nikolaus Wilhelmus, der von 1885 bis 1925, also 40 Jahre lang, »Schulmeister« (so nannte man damals die Lehrer) in Katzwinkel war, eine Schulchronik zu schreiben. Diese wurde von den nachfolgenden Lehrern fortgeführt.

I. Im allgemeinen

Vor dem Jahre 1832 befand sich das Schulhaus des Schulverbandes Katzwinkel - bestehend aus den Gemeinden Gefell, Hörschhausen und Katzwinkel - in Hörschhausen. Es soll da gestanden haben, wo jetzt das Gemeindebackhaus steht. Ob es sich um ein eigenes Schulgebäude gehandelt hat oder mit dem Backhaus baulich verbunden war oder ob der Backraum sogar die »Schulstube« war, lässt sich nach den derzeitigen Erkenntnissen nicht sagen. Auszuschließen ist jedoch nicht, dass das Backhaus gleichzeitig als Schule diente. Vermutlich war es eine sogenannte Winterschule. In Hörschhausen unterrichtete der Lehrer Maas, der später - bis 1873 - in Katzwinkel Unterricht erteilte.

Mit den Bestrebungen des preußischen Staates, die Volksbildung allgemein durchzusetzen, hängt es zusammen, dass im Jahre 1832 in Katzwinkel eine Schule gebaut wurde, und zwar gegenüber der Stelle, wo die drei Bäche: Borbach, Ringelsbach und Landsbach zusammenfließen, besser gesagt, wo heute das Haus der Familie Bernhard Lenartz (Hausname:»Schreynesch«) steht. Das Schulhaus hatte nur wenig Raum: einen kleinen Schulsaal und eine kleine Lehrerwohnung. Das Dach war mit Stroh eingedeckt. Es war ein kleiner Stall angebaut, worin zwei Stück Jungvieh knapp Platz hatten; er war nur durch eine dünne Fachwerkwand vom Schlafzimmer des Lehrers getrennt. Hierbei muss man wissen, dass zur damaligen Zeit die Lehrer von ihrem Gehalt kaum leben konnten, und dass sie deshalb auf zusätzliche Einnahmen angewiesen waren. Deswegen betrieben sie in der Regel Landwirtschaft, wohl auch aus Mangel an anderen Zusatzerwerbsmöglichkeiten. Außer halb des Schulgebäudes standen zwei Schulaborte; für deren Dacheindeckung verwandte man bezeichnenderweise bereits Schiefer.

Zu Anfang der 1890er Jahre trug man sich mit dem Gedanken, in Katzwinkel ein neues Schulhaus zu bauen. Zwei mögliche Bauplätze standen zur Verfügung bzw. wurden als geeignet angesehen: »Hinter dem Hübel« und - wo die Schule später gebaut wurde - »Auf der Schmitt«.

Nachdem das Ministerium den Bauplan genehmigt hatte, bekam der Bauunternehmer Bitzigeio in Daun für 10.000 Mark den Auftrag. Die beteiligten Gemeinden mussten zudem 4.400 Mark »Hand- und Spanndienste« leisten. Die Gesamtkosten laut Voranschlag betrugen also 14.400 Mark.

Im Juni 1895 wurde der Grundstein gelegt. Am 1. Oktober 1896 war der Neubau fertig. Und am 14. Oktober 1896 fand die Eröffnungsfeier statt. Das alte Schulhaus ist für 1.200 Mark versteigert worden.

II. Im einzelnen

Im Sommer 1893 wurde die Ganztagsschule in eine Halbtagsschule umgewandelt. Von nun an besuchten die Schüler der Mittel- und Oberstufe die Schule an Vormittagen (4 Stunden) und die der Unterstufe an Nachmittagen (2 Stunden). Begründet wurde diese Organisationsmaßnahme mit »der sich einstellenden Futternot auf Grund der andauernden Trockenheit«. Anscheinend sind die Kinder daheim zum Viehhüten und möglicherweise zum Futtersammeln in den Feld-, Wald- und Wiesenfluren gebraucht worden.

 Das erste wichtige Ereignis wurde am 15. Mai 1895 notiert: die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Mayen - Gerolstein am gleichen Tage. Am 1. Dezember 1904 wurde das Vieh gezählt. Ergebnis für Katzwinkel: 19 Viehbesitzer, 1 Pferd, 149 Stück Rindvieh und 42 Schweine.

Genau ein Jahr später (am 1.12.1905) fand eine Volkszählung statt. Katzwinkel hatte 113, Hörschhausen 109 und Gefe1l67 Einwohner. Von Kaiserbesuchen wurde offenbar mit besonderem Stolz berichtet. Innerhalb von sieben Jahren, so hieß es, weilte Wilhelm 11., »Seine Majestät unser allerwürdigster Kaiser und König«, dreimal in Daun: am 20. Oktober 1906, am 20. Oktober 1911 und am 15. Oktober 1913. Ober den Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 hat der Lehrer sehr ausführlich und offenbar mit starker innerer Erregung geschrieben. Hier einige Zitate:

»Als am 31. Juli die Nachricht vom Kriegszustande erfolgte, hörte ich vom Schulsaale aus in meiner Wohnung plötzlich eine große Bewegung. Als ich die Schultüre öffnete, stand mein 14jähriger Sohn Paul weinend im Hausflur und rief: 'Papa, es ist Krieg!' In der Schule brach besonders unter den Mädchen lautes Weinen aus Vor dem Hause waren Bewohner von Katzwinkel mit dem Zerkleinern von Schulholz beschäftigt. Unter denen gab es auch erstaunte Gesichter. In langer Erwartung vergingen die folgenden Stunden bis samstags, den 1. August gegen 6 Uhr nachmittags die Bekanntgabe der Mobilmachung erfolgte.

Der 2. August war der erste Mobilmachungstag. Die Stimmung im Dorfe war ziemlich gedrückt. Ernst und befangen versammelten sich die Leute, später kamen 8 Mädchen hinzu. Führer der HJ und der Jungmädchenschaft waren: (Anmerkungen des Verfassers: Aus bestimmten Gründen wird hier auf Namensnennungen verzichtet).

III. Nachzutragen

Die sich beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg stark verändernden Lebensverhältnisse erforderten auch eine Neustrukturierung und Neuorganisation der Volksschulen. Im Jahre 1964 stellten die Kultusminister der Länder in Berlin fest, dass die deutsche Bildungspolitik sich auf die Bedürfnisse der modernen Industriegesellschaft einzustellen habe. Äußere und innere Schulreformen waren die Folgen dieser Erkenntnis. Die Volksschule wurde gegliedert in die für alle Kinder gemeinsame Grundschule und in die, die Klassenstufen fünf bis neun umfassende Hauptschule. Das war der Beginn des »großen Schulensterbens«. In den 1960er und 1970erJahren wurden im Kreis Daun, wie anderswo, zahlreiche kleinere Volksschulen aufgelöst und die Kinder in überörtlichen mehrklassigen Grund- und Hauptschulen zusammengefasst.

 Während mit Beginn des Schuljahres 1968/69 die Grundschule in Katzwinkel zunächst noch erhalten blieb, mussten die Kinder der Oberstufe (5. - 9. Schuljahr) aus dem Bereich des Schulverbandes Katzwinkel (Gefell, Hörschhausen, Katzwinkel) die Hauptschule in Daun besuchen. Im Jahre 1971 wurde eine gemeinsame Grundschule mit den Standorten Katzwinkel, Uess und Berenbach gebildet (1. und 2. Schuljahr in Katzwinkel, 3. Schuljahr in Uess und 4. Schuljahr in Berenbach). Nach diesen Übergangslösungen sind seit dem Beginn des Schuljahres 1973/74 alle Kinder aus Katzwinkel und Hörschhausen in der Grund- und Hauptschule Kelberg beschult worden. Die Gefeller Kinder besuchen heute die Grundschule in Mehren und die Hauptschule in Daun. Für den Transport der Schüler mit Schulbussen sorgt die Kreisverwaltung Daun.

Nach der Auflösung des früheren Schulverbandes Katzwinkel wurde das Schulhaus dort im Jahre 1974 an die Eheleute Manfred und Susanne Scheibler verkauft. Das Schulgebäude ist ein Kulturdenkmal, und wir dürfen uns glücklich schätzen, dass es in so würdige Hände gekommen ist. Die neuen Eigentümer ästamieren es so, wie es ihm seiner kulturellen Bedeutung nach gebührt. Herrn und Frau Scheibler sei hierfür an dieser Stelle herzlich gedankt. Das stattliche Haus steht - trotz gewaltiger Veränderungen in seinem Umfeld - da wie ehedem. Von ihm geht weit mehr aus, als eine in hohem Maße ortsbildprägende Wirkung. Es ist eine heimische Stätte, an der wir einen bedeutenden Teil unserer Kindheit verlebt haben, und mit der wir uns nach wie vor voll und ganz identifizieren. Gott erhalte ihn, den vertrauten Ort der Erinnerungen an glückliche Kinderjahre!

Zusammengestellt von Franz-Josef Ferber und 1986 in d. Festschrift anlässlich des Musikfestes u. der Bürgerhauseinweihung veröffentlicht

   

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